Agilität neu denken, Frauen stärken
Celina Müller ist Lead Coach bei Exxeta: Sie spielt eine zentrale Rolle bei der Weiterentwicklung agiler Methoden und setzt sich für Chancengleichheit ein. Im Interview spricht Celina darüber, was für sie persönliches und berufliches Wachstum bedeutet – und warum Empowerment für Frauen in der IT-Branche für sie so wichtig ist.
Celina, was ist dein Herzensthema bei Exxeta?
Es gibt einige Themen, die mir wichtig sind. Eines davon ist Agilität im Unternehmen. Besonders spannend finde ich skalierte Agilität, also die Zusammenarbeit mehrerer Teams an einem großen Produkt. Das passt auch gut zu meinem Charakter: Ich mag es, das große Ganze im Blick zu haben und schnell auf Veränderungen zu reagieren, ohne zu sehr ins Detail zu gehen. Diese Dynamik und die ständige Anpassung und Verbesserung von Prozessen gefallen mir. Es ist spannend zu sehen, wie Teams zusammenwachsen und effektiv zusammenarbeiten. Bei Exxeta habe ich die Möglichkeit, meine Leidenschaft für Agilität täglich zu leben und weiterzuentwickeln. Nicht nur bei unseren Kund:innen, sondern auch intern probieren wir gerne mal etwas Neues aus, lernen daraus und nehmen Anpassungen vor. Das geschieht beispielsweise in unseren Exxeta Communities, die zu ganz verschiedenen Themen gegründet wurden.
Du hast eine abwechslungsreiche Karriere hinter dir – erzähle uns mehr darüber.
Das war eher ein gradueller Aufbau meiner Karriere, bei dem sich im Laufe der Jahre herauskristallisiert hat, was mir wirklich Spaß macht. Mit 18 Jahren hatte ich die Möglichkeit, hinter die Kulissen einer Modelagentur zu schauen. Ich war an der Organisation von Kampagnen für große Marken wie Hugo Boss und Adidas beteiligt. Danach bin ich in eine Werbeagentur gewechselt, wo ich auf der kaufmännischen Seite tätig war und viel Neues gelernt habe. Diese Erfahrungen führten mich schließlich zur Ausbildung zur Medienkauffrau und zum Studium an der HDM, wo ich mich auf digitale Medien spezialisiert habe.
Wie bist du zu Exxeta gekommen?
Das ist eine lustige Geschichte: Nach meinem Studium an der HDM habe ich mich für einen Absolventenkongress angemeldet und bin aus Versehen am falschen Tag hingegangen – der Kongress war schon vorbei. Obwohl ich die Veranstaltung verpasst hatte, meldete sich Exxeta über das Online-Portal, bei dem ich registriert war. Das Team fand mein Profil interessant und hat mich unabhängig davon angeschrieben. Schon nach dem ersten Gespräch mit der HR-Kollegin und meiner potenziellen Führungskraft war mir klar, dass ich bei Exxeta viel von meinem bisherigen Wissen einbringen und noch viel dazulernen kann. Alle waren super nett und es hat einfach gepasst.
Du bist nun seit fast sieben Jahren bei Exxeta tätig. Kannst du uns mehr über deine Aufgaben und Verantwortlichkeiten erzählen?
Als Methodikerin und Lead Coach beschäftige ich mich hauptsächlich mit der Implementierung von skalierter Agilität, das heißt, ich koordiniere mehrere agile Teams, die gemeinsam an einem komplexen Produkt arbeiten. Dieser Ansatz ist notwendig, wenn das Projektvolumen und die Komplexität die Kapazitäten eines einzelnen (Scrum-)Teams übersteigen. Dabei geht es nicht nur um die Koordination der Arbeitsabläufe, sondern auch um die psychologische Komponente – wie die Teammitglieder miteinander umgehen und wie sie motiviert bleiben. Ein wichtiger Aspekt meiner Arbeit ist es, Ordnung in das Chaos zu bringen und dafür zu sorgen, dass alle Teams effizient und synchronisiert arbeiten können und sich dadurch kontinuierlich verbessern. Dabei kommt es gar nicht so sehr auf die Branche unserer Kund:innen an, diese Methoden funktionieren in den verschiedensten Bereichen. Es ist wie eine erweiterte Rolle des Scrum Masters, bei der ich nicht direkt am Coding beteiligt bin, sondern mich mehr auf die Teamdynamik und die Prozessoptimierung konzentriere.
Du kommst nicht aus dem Tech-Bereich. War das ein Hindernis bei Exxeta, dass du nicht coden kannst?
Das hängt natürlich von der jeweiligen Position bei Exxeta ab. Dass ich nicht programmieren kann, hat sich nicht als Nachteil erwiesen, eher im Gegenteil: Es ermöglicht mir einen objektiveren Blick auf die Prozesse und die Dynamik in den Teams. Durch meine externe Perspektive kann ich verschiedenen Abteilungen dabei helfen, ihre Arbeitsweise zu optimieren und sich besser aufeinander abzustimmen, ohne selbst in der technischen Umsetzung gedanklich gefangen zu sein.
Welches Thema liegt dir noch am Herzen?
Chancengleichheit ist mir besonders wichtig, weil die IT-Branche immer noch sehr männerdominiert ist. Mit der WomenCommunity, die ich bei Exxeta mitbegründet habe, setzen wir uns dafür ein, dass Frauen die gleichen Karrierechancen haben wie Männer und ohne Anpassungsdruck erfolgreich sein können. Wir fördern ein Umfeld, in dem Frauen ihre Führungsqualitäten entfalten und authentisch sein können, ohne auf stereotype Erwartungen Rücksicht nehmen zu müssen. Wir wollen mehr Unterstützung und Vernetzung für Frauen schaffen, also eine Selbstwirksamkeit etablieren, wenn es darum geht, das eigene Umfeld zu gestalten. Davon profitieren alle Mitarbeitenden, nicht nur die Frauen.
Wie kam es zur Gründung der WomenCommunity?
Die ursprüngliche Idee entstand während eines Spaziergangs inmitten der Corona-Pandemie, als meine Kollegin Sabrina Geiger und ich unsere Erfahrungen ausgetauscht haben. Wir sprachen über die Herausforderungen, denen sich Frauen in der IT-Branche oft gegenübersehen, wie beispielsweise die Konfrontation mit stereotypen Erwartungen, die uns zwingen, uns mehr wie Männer zu verhalten. Es ist paradox: Ein Mann gilt als entscheidungsfreudig, eine Frau als herrisch und autoritär. Also haben wir Frauen uns zusammengetan und mittlerweile sind wir ein richtig großes Netzwerk, in dem jede Person etwas beiträgt. Eines unserer Hauptziele besteht darin, den Rekrutierungstrichter zu erweitern, damit sich mehr Frauen bewerben und in der IT-Branche wohlfühlen. Wir arbeiten daran, Stellenanzeigen so zu gestalten, dass sie mehr Frauen ansprechen. In der Community bringen wir Frauen zusammen, fördern den Austausch und unterstützen jede Frau dabei, ihr eigenes Führungspotenzial zu erkennen und zu entwickeln. Ich glaube an die Gleichwertigkeit aller Menschen, das ist Bestandteil meiner Identität. Vor einigen Jahren habe ich gelernt, dass es dafür einen Begriff gibt: Feminismus. Dieser Begriff ist nicht überall positiv konnotiert, aber Gleichberechtigung – egal für wen – und somit Feminismus ist definitiv auch mein Herzensthema.
Seit wann setzt du dich dafür ein?
Mein Engagement für den Feminismus war eigentlich schon mein ganzes Leben lang da. Das hat angefangen mit meinem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, den ich schon als Kind hatte, weil wir schon im frühen Alter mit Ungerechtigkeiten konfrontiert werden. Ich habe es immer ungerecht empfunden, wenn Jungen mehr durften als Mädchen, aber wiederum auch wenn ich privilegiert behandelt wurde – und beispielsweise schneller eine Wohnung finden konnte als eine Freund:in mit ausländisch klingendem Namen.
Wie zeigen sich diese Ungerechtigkeiten im Berufsleben?
Ich habe in der Vergangenheit immer wieder mitbekommen, dass in Unternehmen Männer von extern in Führungspositionen kamen und die Frauen dort trotz jahrelanger Erfahrung übergangen wurden. Das habe ich nie verstanden. Solche Erfahrungen haben mich in meinem Engagement für Gleichberechtigung nur bestärkt. Feminismus bedeutet für mich nicht nur, Frauen in Führungspositionen zu fördern, sondern auch Strukturen zu schaffen, in denen Frauen gleiche Chancen haben und vorurteilsfrei behandelt werden. Mein Ziel ist es, ein Umfeld zu schaffen, in dem Frauen nicht nur partizipieren, sondern auch führen und repräsentieren können, und dadurch auch neue Frauen für unsere Branche zu begeistern.
Du hast zahlreiche Verpflichtungen bei Exxeta: Wie gelingt es dir, einen Ausgleich zwischen Arbeit und Privatleben zu finden?
Meinen Ausgleich finde ich in Aktivitäten, bei denen ich komplett abschalten kann. Besonders das Stand-Up-Paddling auf dem Neckar ist für mich eine wunderbare Möglichkeit, in die Natur einzutauchen und zu entspannen. Auf die Idee hat mich übrigens mein Kollege Christian Klingler gebracht. Früher habe ich immer meine Freundin am Bodensee beneidet, die abends einfach mit dem Brett und einem Radler rausgepaddelt ist. Dann hat Christian mal zu mir gesagt: Mach das doch mal auf dem Neckar – und seitdem nehme ich jede Gelegenheit wahr, aufs Wasser zu gehen. Snowboarden bietet mir ähnliche Momente der Ruhe, weil ich alleine auf dem Berg bin und einfach die Umgebung genießen kann, ohne durch mein Handy oder sonst etwas abgelenkt zu werden. Stand-Up-Paddling und Snowboarden helfen mir, neue Energie zu tanken, meine Gedanken zu ordnen und mich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Welche abschließende Botschaft möchtest du unseren Leser:innen mitgeben?
Klimakrise, Kriege und wirtschaftliche Unsicherheit auf der einen Seite und motivierte Teams und tolle Produkte auf der anderen Seite erzeugen bei einigen Menschen eine kognitive Dissonanz. Wie kann ich in einem Workshop beim Check-In „alles top“ sagen, wenn es sich außerhalb der Arbeit nicht so anfühlt? Mir ist wichtig, dass wir ein wohlwollendes authentisches Umfeld schaffen. Lasst uns aktiv bleiben und uns nicht entmutigen. Nur so können wir Raum für Dialog und Veränderung schaffen. Dazu fällt mir ein Zitat von Clarissa Pinkola Estes ein: „Do not lose heart, we were made for these times“. Dieses Zitat erinnert mich daran, dass wir auch in herausfordernden Zeiten die Möglichkeit haben, unseren Weg zu finden und unseren Leidenschaften zu folgen. Bei Exxeta habe ich die Freiheit, meinen eigenen Interessen nachzugehen und das, was mir am Herzen liegt, aktiv voranzutreiben. So kann ich wachsen – nicht nur beruflich, sondern auch als Frau, die etwas bewegen und nachhaltig verändern möchte.
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