Internationales BI Competence Center
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Alle sprechen über Nachhaltigkeit. Kaum verwunderlich, denn die 17 globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung, eine politische Zielsetzung der Vereinten Nationen, sollen bereits 2030 erreicht werden. Um Nachhaltigkeit in Deutschland aktiv zu fördern, hat der Nachhaltigkeitsrat das Gemeinschaftswerk Nachhaltigkeit ins Leben gerufen. Das Ziel: mit einer Plattform das Nachhaltigkeitsengagement in ganz Deutschland an einem zentralen Ort sichtbar machen und Platz für Vernetzung schaffen. Ein Projekt, dass zusammen mit Exxeta und der GFA Consulting Group umgesetzt wird. Anlass genug, uns mit Yasmina Alaoui und Jan Korte vom Nachhaltigkeitsrat sowie unserer Kollegin Anna-Sophie Gaa über den Stand der Nachhaltigkeit in Deutschland zu unterhalten.
Jan: Mein Herz schlägt für Nachhaltigkeit, weil es der einzige Weg ist, unseren Planeten bewohnbar zu halten. Wenn man es ernst nimmt, hat Nachhaltigkeit ein enormes transformatives Potenzial – das sollten wir nutzen. Sie sollte uns dabei als Art Leitprinzip dienen. Wir stehen mit der Menschheit momentan an einer kritischen Stelle. Schaffen wir es, den Lebensstil, den wir die letzten 200 Jahre vor allem im Globalen Norden verinnerlicht haben, zurück in die planetaren Grenzen zu bringen? Wie gehen wir nachhaltig mit der Natur um? Wie schaffen wir soziale Gerechtigkeit? Wie beenden wir Hunger und Armut? All das sind drängende Fragen, die eine Antwort benötigen.
Yasmina: Ich sehe das ganz ähnlich: Wir müssen jetzt handeln, um nicht nur uns, sondern auch den folgenden Generationen ein lebenswertes Leben zu ermöglichen. Das Besondere: Wir befinden uns in einem Spannungsfeld zwischen kurzfristigem und langfristigem Denken. Leider wird der Blick in die Ferne oft vernachlässigt - gerade dieser ist aber notwendig, wenn wir nachhaltig leben möchten. Die Klimakrise ist für viele Menschen überwältigend, da sie uns langfristig herausfordert und wir ihre Folgen nicht sofort zu spüren bekommen. Aber sie ist genauso gut eine Möglichkeit, das Gefühl der Ohnmacht und die Angst vor der Zukunft in einen starken Handlungsimpuls und Optimismus umzuwandeln. Wir haben es in der Hand!
Jan: Der Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) ist ein vom Bundeskanzler berufenes Beratungsgremium, welches mit 15 Personen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft die Bundesregierung zur Nachhaltigkeitspolitik berät und wichtige Debatten und Projekte in der Gesellschaft anstößt. Es gibt also zwei Teile unseres Mandats: Zum einen die Beratung der Regierung und zum anderen die Projekte, die in die Bevölkerung hineinwirken.
Ich bin wissenschaftlicher Referent in der Geschäftsstelle des RNE. Mein Schwerpunkt liegt dabei auf Nachhaltigkeit in Kommunen. Ich beschäftige mich also damit, wie wir nachhaltige Räume in Städten, aber auch im ländlichen Raum schaffen können - das geht von Fragen der Mobilitätswende und nachhaltiges Bauen bis hin zum Nachhaltigkeitsmanagement. Außerdem bin ich Co-Projektkoordinator für das neue Projekt “Gemeinschaftswerk Nachhaltigkeit”.
Yasmina: Ich bin wissenschaftliche Referentin im Team “Gemeinschaftswerk Nachhaltigkeit”. Ich unterstütze vor allem die Entwicklung der Webplattform, die wir gerade gemeinsam mit Exxeta und der GFA Consulting Group aufbauen. Die Webplattform ist das Herzstück des Gemeinschaftswerks: Sie soll Nachhaltigkeitsengagement in ganz Deutschland an einem zentralen Ort sichtbar machen.
Alle Organisationen, die sich für nachhaltige Entwicklung einsetzen, können dort ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten sichtbar machen, sich untereinander vernetzen und neue Allianzen bilden. Und das vom klimaneutralen Sportverein über die faire Kommune bis zum DAX-Konzern, der auf Kreislaufwirtschaft umstellt. Eine Plattform also, die gemeinsames Handeln ermöglicht.
Jan: Mit den Sustainable Development Goals hat sich die Weltgemeinschaft auf zentrale Ziele geeinigt. Bis 2030 muss spürbar etwas passiert sein, um die Klima- und Biodiversitätskrise einzudämmen. Das schaffen wir nur gemeinsam und dafür braucht es solche Initiativen. Unser Slogan für das Projekt ist “Und jetzt alle” - und genau das wollen wir leben. Mit einer Matching-Funktion wollen wir über eine Plattform Initiativen sichtbar machen und Leute vernetzen, die nichts voneinander wissen. Denn gemeinsam können wir viel mehr erreichen als allein. Wir schaffen ein Innovations-Ökosystem.
Yasmina: Wir möchten die Plattform zu einem zentralen Anlaufpunkt für das Thema Nachhaltigkeit machen. Für alle, die nachhaltig handeln möchten, aber nicht genau wissen wie. Wir wollen ganz konkret Nachhaltigkeitsaktivitäten sichtbar machen und bündeln. Zwei Beispiele: Der Sportverein, der seine Gebäude klimaneutral umbauen möchte, kann über unsere Plattform Inspiration und Unterstützung dafür bekommen.
Oder die Kommune, die nachhaltiger agieren möchte, aber nicht genau weiß, wo sie ansetzen kann, kann Partner:innen zum Austausch finden. Die Plattform hilft, Aktivitäten, Angebote und Gesuche, Know-how auffindbar zu machen. Hierdurch senken wir die Hürde für Interessierte, sich selbst zu engagieren und motivieren Menschen, die bisher nichts mit Nachhaltigkeit zu tun hatten, aktiv zu werden.
Anna: Wir haben im Laufe des Projekts viele Interviews mit relevanten Stakeholder:innen geführt, um die Anforderungen an die Plattform zu bestimmen. Dabei kam raus: Die Vernetzung von Organisationen beim Thema Nachhaltigkeit findet vor allem offline und sehr regional statt. Die Plattform soll nun auch ermöglichen, Leute und deren Know-how miteinander zu vernetzen, die in der Offline-Welt vermutlich nie zueinander gefunden hätten.
Jan: Um dieses Ziel zu erreichen, helfen uns Technologien sehr weiter. Im ersten Schritt kartieren wir alle Organisationen und deren Nachhaltigkeitsaktivitäten, die es schon gibt und die wir kennen. Hierbei hilft uns Software maßgeblich. Organisationen können sich zum einen selbst eintragen. Wir importieren aber auch vielen Daten direkt auf die Plattform und setzen dabei – ganz gemäß dem Open-Source-Gedanken – auf einen Austausch mit existierenden Kartierungs- und Austauschprojekten im Nachhaltigkeitsbereich. Wir wollen das Rad nicht neu erfinden.
Es ist natürlich unmöglich für uns, alle Organisationen und Aktivitäten zu kennen und zu integrieren. Deshalb bauen wir eine KI-Anwendung: Diese durchsucht (crawlt) das Internet und sucht systematisch Angebote hinsichtlich speziell definierter Taxonomien und Parameter. Auf diese Weise finden wir Organisationen, die auf den ersten Blick nicht zwangsweise zur Nachhaltigkeits-Community gehören, die aber trotzdem einen Mehrwert in diesem Bereich stiften. Denn Nachhaltigkeit ist weit mehr als Klimaschutz.
Jan: Wenn wir die Zahlen anschauen, steht es nicht gut um die nachhaltige Entwicklung. Die planetaren Belastungsgrenzen sind an vielen Stellen überschritten. Wir machen in manchen Bereichen Fortschritte, aber nicht genug. Deswegen müssen wir es jetzt schaffen, das Ruder rumzureißen. Beim Thema Klima, aber auch bei der Versauerung und Vermüllung der Meere, beim Artensterben, beim Ressourcenschutz, der (Geschlechter-)Gerechtigkeit oder der immer noch viel zu hohenFlächenversiegelung) etc. Es gibt aber auch eine gute Nachricht: Es gibt innovative Technologien, viele motivierte Menschen und auch die Erkenntnis in der Politik, dass wir die Wende schaffen und vorantreiben müssen.
Yasmina: Wir können es uns weder als internationale Gemeinschaft noch als Deutschland leisten, Nachhaltigkeit nur in bestimmten Kreisen zu diskutieren. Ich hoffe also, dass das Thema zügig zum Leitbild wird. Wir bewegen uns hier zwar in die richtige Richtung, allerdings nicht schnell genug. Generell wünsche ich mir, dass das Bewusstsein dafür wächst, dass Nachhaltigkeit uns alle betrifft. Genau da setzt ja auch das Gemeinschaftswerk an.
Jan: Das finde ich auch total wichtig. Es braucht nämlich zum einen die Bevölkerung, die mit anpackt. Aber auch die Politik, die entsprechende Rahmenbedingungen schafft, so dass das nachhaltiges Leben einfach und zur Routine wird.
Anna: Da gehe ich voll mit. Ich würde mir wünschen, dass wir in Deutschland zu einem Leitbild für die nachhaltige Entwicklung finden. Andere Länder wie bspw. Dänemark sind diesbezüglich viel weiter. Das Verständnis für Nachhaltigkeit ist dort viel größer. Das sollten wir uns zum Vorbild nehmen.
Yasmina: Ich würde mir wünschen, dass wir erreichen, als Gesellschaft nachhaltiger zu denken. Der Diskurs darf nicht nur auf der politischen Ebene, sondern muss vor allem gesamtgesellschaftlich geführt werden. Wenn dieser Wandel gelingt, können wir in meinen Augen etwas optimistischer in die Zukunft blicken.
Anna: Ich bringe nochmal einen wirtschaftlichen Blickwinkel mit rein: Ich hoffe, dass spätestens in zehn Jahren, der Wunsch nachhaltigen Impact zu generieren, zum strategischen Geschäftsziel eines jeden Unternehmens gehört - unabhängig der Kostenbrille. So kann die Wirtschaft an einem Strang ziehen und wirklich etwas bewegen.
Jan: Ich persönlich hoffe, dass wir in zehn Jahren kein Projekt mehr brauchen, das Gemeinschaftswerk Nachhaltigkeit heißt, da wir dies schon leben. Sondern, dass wir nicht immer weiter, schneller höher, müssen, sondern alle mitnehmen für ein nachhaltiges und gutes Leben. Fokussierung auf das, was das Leben lebenswert macht.
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Wenn wir bei Exxeta eines über Unternehmensnachhaltigkeit gelernt haben, dann: sich gemeinsam mit den Mitarbeitenden auf den Weg zu machen und anzupacken.
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Kreislaufwirtschaft ist ein Gegenentwurf zur linearen Wertschöpfung. Richtig umgesetzt hat sie großes Potenzial, die Wirtschaft nachhaltiger zu gestalten.
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