Event Storming: Ein Baustein für die erfolgreichen Software-Migration
Alles Cloud und Rüben? Viele Unternehmen knobeln, wie sie ihre bestehenden Systeme am besten in die Cloud migrieren oder sie dort neu aufbauen. Eines vereint alle: Sie wollen das Beste, aus ihren Cloud-Aktivitäten herausholen, damit idealerweise Kosten sparen und ihre Effizienz steigern. Wir zeigen, welche Faktoren für die Cloud-Migration entscheidend sind und wie die Event-Storming-Methode helfen kann, die Migration in die Cloud effizient und zielführend zu gestalten.
Die Migration in die Cloud bietet riesige Chancen für Unternehmen, doch der Weg dahin kann knifflig sein. Unternehmen müssen ihre in die Jahre gekommenen Legacy-Systeme zuerst einmal richtig verstehen, bevor sie sich an die Migration machen können. Deswegen gilt wie fast immer: Am Anfang ist eine gute Planung essenziell. Diese sollte verschiedene Komponenten umfassen – eher technische Überlegungen und organisatorische Aspekte.
Fünf Kriterien, die den Erfolg deiner Cloud-Migration erleichtern
Eine gute Planung ist alles. Diese fünf Punkte zu beachten, hilft Unternehmen, die Cloud-Migration zu bewältigen. Denn: Cloud-Migration ist weit mehr als ein technischer Prozess. Sie zieht oftmals einen großen Veränderungsprozess in einer Organisation mit sich, der begleitet werden sollte.
1. Flexibilität und Skalierbarkeit im Fokus
Unternehmen sollten sich bei der Planung fragen: Ist meine Infrastruktur flexibel genug, um den ständig wachsenden Anforderungen meiner Kund:innen gerecht zu werden? Flexibilität und Skalierbarkeit sind der Schlüssel, um in einem dynamischen Markt schnell reagieren zu können. Egal, ob die Entscheidung für oder gegen die Cloud fällt – das Wichtigste ist, dass die Infrastruktur mit dem Unternehmen Schritt halten kann. Die Cloud ist oft der perfekte Ausgangspunkt!
2. Wähle die passende Migrationsstrategie
Der Umstieg in die Cloud erfordert eine durchdachte Strategie. Die „Lift-and-Shift“-Methode ist ein weit verbreiteter Ansatz, bei dem bestehende Anwendungen einfach in die Cloud transferiert werden. Aber warum nicht gleich neue Wege gehen und die Architektur neu überdenken? Das Maximieren der Vorteile von Cloud-Providern könnte Unternehmen neue Perspektiven eröffnen. Daran sollten Unternehmen denken: Lieber in kleinen Schritten starten und auf inkrementelle Umsetzung setzen. So bleibt der Prozess überschaubar und Organisationen können während des Umstiegs anpassungsfähig bleiben.
3. Leave no one behind!
Technologie ist nur ein Teil des Puzzles. Bei der Migration in die Cloud sollten Unternehmen auch die Menschen in den Blick nehmen, die mit diesen Technologien arbeiten. Schulungen sind entscheidend, um Teams mit ins Boot zu holen und die neuen Arbeitsweisen erfolgreich umzusetzen. Es sind nicht nur technische Herausforderungen – oft sind es die zwischenmenschlichen Aspekte, die über den Erfolg entscheiden.
4. Kostenmodelle clever nutzen
Ein großer Irrtum: Cloud-Ressourcen sind nicht automatisch günstiger. Die Kosten können schnell steigen – ein bisschen wie beim Einkauf im Möbelhaus, wenn man nur einen kleinen Artikel möchte und am Ende mit einem überfüllten Wagen und einem langen Kassenbon rausgeht. Um sicherzustellen, dass die Migration effizient bleibt, plane die Architektur vorausschauend und nutze dynamische Kostenmodelle clever. Klare Verantwortlichkeiten helfen, die Ausgaben im Griff zu behalten und Überraschungen zu vermeiden.
5. Mit Pilotprojekten starten
Ehe Unternehmen die gesamte Infrastruktur in die Cloud katapultieren, sollten sie lieber mit kleinen Pilotprojekten starten. So sammeln sie wertvolle Erfahrungen und entdecken potenzielle Stolpersteine frühzeitig. Diese schrittweise Herangehensweise lässt Raum für Anpassungen und hilft, die Strategie zu optimieren. Lernen durch Tun – das funktioniert!
Bevor es los geht: Event-Storming-Workshops durchführen für Klarheit
Die Migration ist häufig mehr als „lift and Shift“ bestehender Systeme in die Cloud. Viele Unternehmen stehen vor der Aufgabe, bestehende Systeme zu modernisieren, neue Technologien zu integrieren oder von monolithischen Architekturen zu modernen Microservices überzugehen. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor in diesem Prozess ist das Verständnis der zugrunde liegenden Geschäftsprozesse und der effizienten Überführung dieser Prozesse in das neue System. Hier kommt „Event Storming“ ins Spiel – eine Methode, die immer mehr an Bedeutung gewinnt und den Migrationsprozess deutlich vereinfacht.
Doch was genau ist Event Storming und warum ist es so effektiv bei der Software-Migration?
Was ist Event Storming
Event Storming ist eine kollaborative Workshop-Technik, die Alberto Brandolini 2013 von entwickelt hat. Es handelt sich um eine Methode, die es ermöglicht, komplexe Geschäftsprozesse schnell und effizient zu visualisieren und zu analysieren. In einem Event-Storming-Workshop kommen verschiedene Stakeholder – darunter Entwickler:innen, Fachexpert:innen, Produktmanager:innen und weitere Beteiligte – zusammen, um die wesentlichen Ereignisse eines Systems oder Prozesses zu identifizieren und aufzuzeichnen. Diese Ereignisse werden als „Events“ bezeichnet und repräsentieren Zustandsänderungen innerhalb eines Systems, wie beispielsweise „Bestellung aufgegeben“, „Zahlung durchgeführt“ oder „Produkt versendet“.
Welche Vorteile bringt die Eventstorming-Methode
Der Prozess des Event Stormings ist einfach, aber effektiv: Mit farbigen Klebezetteln kleben Workshopteilnehmende die Events auf eine große Fläche und bilden so Schritt für Schritt den gesamten Prozess ab. Dadurch entsteht ein visuelles Gesamtbild des Systems, das ein tiefes Verständnis für alle Beteiligten ermöglicht. Vor allem: Alle Workshop-Teilnehmenden teilen am Ende dasselbe Verständnis und sprechen überwiegend eine Sprache. Eine Tatsache, die in solchen komplexen Projekten nicht selbstverständlich ist und große Vorteile im Laufe des Migrationsprozesses mit sich bringen kann.
Wie kann Event Storming bei der Software-Migration helfen?
Event Storming hilft, aus verschiedenen Perspektiven tief in bestehende Systeme einzutauchen, diese zu verstehen und zu clustern. Hier im Detail sechs Aspekte, wie Event Storming, die Software-Migration erleichtern kann.
1. Ganzheitliches Verständnis des bestehenden Systems
Einer der größten Vorteile von Event Storming ist die Fähigkeit, einen umfassenden Überblick über ein bestehendes System zu erhalten. Während des Workshops werden alle wichtigen Ereignisse, Abläufe und Interaktionen abgebildet. Dies ermöglicht es, das aktuelle System besser zu verstehen und die notwendigen Schritte für die Migration zu identifizieren. Dadurch wird sichergestellt, dass keine wichtigen Funktionen übersehen werden und die Migration auf einer soliden Wissensbasis aufbaut.
2. Identifizierung der Kernprozesse
Bei der Software-Migration ist es entscheidend, die wichtigsten und wertvollsten Geschäftsprozesse zu erkennen. Event Storming hilft dabei, diese Kernprozesse zu identifizieren und in den Fokus der Migration zu rücken. So wird verhindert, dass Ressourcen für weniger relevante Aspekte aufgewendet werden, und es ermöglicht eine effiziente Priorisierung der Migration.
3. Aufdecken versteckten Domänenwissens
In vielen Altsystemen sind entscheidende Geschäftsregeln und Logiken tief im Code verborgen. Dies macht es schwierig, sie zu verstehen oder in das neue System zu übertragen. Während eines Event-Storming-Workshops teilen Fachexperten ihr Wissen und erklären die zugrunde liegenden Prozesse, die das System steuern. Dadurch wird verstecktes Domänenwissen aufgedeckt, das bei der Software-Migration oft übersehen wird. Dies ist besonders wichtig, um sicherzustellen, dass die neue Software die Geschäftslogik korrekt widerspiegelt.
4. Förderung der Zusammenarbeit und Kommunikation
Eine erfolgreiche Software-Migration erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Teams und Abteilungen. Event Storming schafft eine gemeinsame Sprache und ein gemeinsames Verständnis, indem es alle Beteiligten an einem Tisch vereint. Die Methode erleichtert den Austausch von Wissen und Ideen und ermöglicht es, Missverständnisse frühzeitig zu klären. So wird sichergestellt, dass alle Stakeholder auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten.
5. Übergang von Monolith zu Microservices
Ein häufiger Grund für die Software-Migration ist der Wechsel von einer monolithischen Architektur zu einer Microservices-Struktur. Event Storming hilft dabei, sogenannte „Bounded Contexts“ zu identifizieren – klar definierte Bereiche innerhalb eines Systems, die als Grundlage für die Definition von Microservices dienen können. Indem die Events und Interaktionen im Detail erfasst werden, lassen sich natürliche Grenzen für die Aufteilung des Monolithen in Microservices erkennen, was den Migrationsprozess erheblich vereinfacht.
6. Frühzeitige Erkennung von Risiken und Engpässen
Event Storming ermöglicht es, potenzielle Risiken, Engpässe und Herausforderungen im System frühzeitig zu identifizieren. Diese Sichtbarkeit erlaubt es, rechtzeitig Gegenmaßnahmen zu planen und die Risiken während der Migration zu minimieren. So wird der Migrationsprozess nicht nur effizienter, sondern auch sicherer.
Cloud-Migration: Lohnenswerter Aufwand
Weder die Migration bestehender Systeme in die Cloud noch deren kompletter Neuaufbau ist einfach – aber lohnenswert. Voraussetzung: Es gibt eine gute Strategie, Unternehmen investieren viel Ressourcen in die Vorarbeit und sind sich bewusst, dass Cloud-Migration sowohl ein technisches als auch ein organisatorisches Thema ist.
Event Storming ist eine Möglichkeit, die Vorarbeit und Planung anzugehen, denn die Methode liefert viele Erkenntnisse über die alten Systeme und fördert die teamübergreifende Zusammenarbeit. Ein großer Vorteil: Denn so können Unternehmen sicherstellen, dass sowohl IT- als auch Fachexpert:innen die selber Sprache sprechen.
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