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Climate Risk – Klimawandel trifft Risikomanagement

Banken und Klimawandel – zwei Themen, die auf den ersten Blick wenig Verbindung zueinander haben. Wer aber durch den Twitterkanal der Europäischen Zentralbank (EZB) scrollt, wird schnell eines Besseren belehrt. Die Themen Nachhaltigkeit und Climate Risk scheinen zwei der Top-Themen für die Bankenwelt zu sein, noch vor der Inflation.

Was sich hinter dem Begriff Climate Risk verbirgt

Klimabedingte finanzielle Risiken: Was ist das eigentlich? 

Climate Risk ist ein Teil des Risikomanagements von Banken und nimmt einen immer größeren Stellenwert ein. Es bezieht sich auf klimabedingte finanzielle Risiken und wie diese beispielsweise bei der Kreditvergabe berücksichtigt werden. Denn extreme Wetterereignisse wie Dürren, Überschwemmungen oder Rekordhitze nehmen zu. Diese können einen direkten oder indirekten Einfluss auf den Erfolg von Unternehmen haben, an welche Banken Kredite vergeben.

Somit stellen diese Risiken nicht nur ein Risiko für Menschen und Unternehmen dar, sondern eben auch für Banken, die diese Risiken einpreisen müssen. Dies ist Anlass für die Europäische Union oder auch die EZB, Regularien zu entwerfen, die diese Risiken kategorisieren und erfassen. Mit folgendem Ziel: Das Risikomanagement von Banken sowie die Praktiken von Supervisoren hinsichtlich klimabezogener finanzieller Risiken zu verbessern.

Unterscheidung: Physische und transitorische Risiken

In diesem Zusammenhang wird zwischen zwei Risikoarten unterschieden: physischen und transitorischen. Bei den physischen Risiken unterscheiden Experten akute und chronische Risiken. Zu ersteren gehören direkte Auswirkungen extremer Wetterereignisse wie Überschwemmungen, Dürren, etc.

Chronische Risiken beziehen sich auf langfristige Auswirkungen des Klimawandels beispielsweise durch die Reduzierung des Regenwaldes oder die Veränderung der Küstenlinien. Die Auswirkungen auf Banken sind weitreichend: Von geringeren Einnahmen durch negative Einflüsse auf Produktionsstätten, Vertrieb und Arbeitsplätze bis hin zu steigenden Betriebs-, Kapital- und Versicherungskosten sowie die Abschreibung von Vermögenswerten aufgrund von Schäden.

Transitorische Risiken beschreiben die Risiken, die entstehen, wenn die globalen Systeme sich auf eine nachhaltigere Wirtschaft umstellen. Die Übergangsrisiken, die sich aus diesen Veränderungen ergeben, können in die Kategorien Politik und Regulierung, Technologie, Markt und Reputation eingeteilt werden. Auch in diesem Bereich sind die Auswirkungen für Banken weitreichend: Wertverlust existierender Vermögen, Kapitalentwertung, Kosten durch die Entwicklung neuer Technologien oder sinkende Nachfrage.

Regulatorik: Welche Rahmenbedingungen gibt es? 

Klimabedingte finanzielle Risiken gab es schon immer: Denn Hurricane oder Überschwemmungen sind keine neuen Phänomene. Und schon immer haben Banken oder auch Versicherungen diese eingepreist. Die Häufigkeit jedoch ist neu und steigt stetig – und genau diese könnte Banken vor Herausforderungen stellen.

Noch gibt es keine strikten Regulatorien, die den Umgang mit Climate Risks spezifizieren. Banken haben jedoch im Rahmen der ESG-Richtlinien schon jetzt die Pflicht, nachzuweisen, dass sie Climate Risks unter bestimmten Umständen einkalkulieren. Es deutet sich auch an, dass in der nahen Zukunft striktere Regeln folgen und der Umgang damit nicht dem Markt überlassen wird.

Die European Banking Authority (EBA) beispielsweise veröffentlichte Anfang 2022 verbindliche Standards zu “Pillar 3 disclosures”. Darin ist geregelt, dass Banken ihre Klimarisiken und ihre Strategie diesbezüglich transparent und regelmäßig offenlegen müssen. Auch der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht hat Grundsätze für den effektiven Umgang mit Klimarisiken erlassen. Diese umfassen die Bereiche Unternehmensführung, interne Kontrollen, Risikobewertung, Management und Berichterstattung.

Es gibt Bewegung bei diesem Thema. Doch was bedeutet das konkret für Banken?

Wie Banken auf Climate Risks reagieren

Banken stehen nun vor der Herausforderung, die Klimarisiken transparent abzubilden und Schlüsse daraus zu ziehen. Diese werden großen Einfluss auf die Kreditvergabe und die Konditionen dafür haben.

Für diese Darstellung braucht es – was auch sonst – Daten und eine Datenarchitektur, um Stresstests vorzunehmen und Klimarisikomodelle zu erstellen. Damit einher gehen viele Fragen: Wo kommen die Daten her? Wo werden sie gespeichert? Wie werden sie modelliert? Wie lassen sich Risiken automatisiert darstellen? Diese Fragen beantworten Banken entweder mit internen Ressourcen oder mithilfe spezialisierter Berater:innen.

Natürlich nutzen Banken auch jetzt schon Modelle, um Kreditrisiken zu berechnen. Diese werden aber in Zukunft nicht mehr ausreichen, zu komplex sind die neuen Umstände und Anforderungen. Die Konsequenz: Über kurz oder lang lösen die oben genannten Fragen und die Antworten darauf einen Change-Prozess in der IT-Landschaft der Banken aus.

Denn: Die benötigten Daten, um Climate Risks abzuschätzen, fließen aus verschiedenen Systemen zusammen. Sie alle müssen dafür spezifisch in die IT-Architektur integriert werden. Eine komplexe Aufgabe, aber in der Regel die einzige Lösung, um einfach nutzbare Tools und Dashboards zu entwickeln, die den regulatorischen Anforderungen gerecht werden und Mehrwert bringen.

Volle Fahrt Richtung Nachhaltigkeit

Noch liegt es bei den Banken, wie sie mit Klimarisiken umgehen. Bis verbindliche Kapitalanforderungen speziell zu Climate Risks in Kraft treten, ist es jedoch nur noch eine Frage der Zeit. Denn: Der Druck, der vor allem von den Zentralbanken ausgeht, ist groß. Umso wichtiger wird nun, dass Banken bei der Kreditvergabe auf ESG-Kriterien achten und Liquidität vor allem für Zwecke zu Verfügung stellen, die im Sinne der Nachhaltigkeit agieren.

Lies mehr zur Rolle der Banken bei ESG hier in unserem Blog

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